Erkenntnisse aus der Umfrage: Einschätzung des Potenzials für Reverse IPOs in Deutschland

Um ein tieferes Verständnis für das Umfeld von Börsengängen in Deutschland zu gewinnen, wurden im Rahmen einer praxisorientierten Studie die Profile von Unternehmen untersucht, die an einem Börsengang interessiert sind, ebenso wie von solchen, die dies bisher nicht in Erwägung gezogen haben. Ziel war es auch, das Potenzial für Reverse-IPOs im Land besser einzuschätzen. Die Untersuchung sollte den deutschen Markt beleuchten und die bestehende Forschungslücke zu Reverse Takeovers und Reverse-IPOs in Deutschland schließen, indem Manager mittelständischer Privatunternehmen zu ihren Perspektiven zu diesen Themen befragt wurden.

Die Umfrage enthielt Fragen zu verschiedenen Aspekten, beginnend mit freiwilligen Angaben zu den Unternehmen, da die Umfrage anonym durchgeführt wurde. Darüber hinaus wurde die Größe und Rentabilität der Unternehmen abgefragt, um ihre Eignung für einen Reverse-IPO zu bewerten. Weitere Themen betrafen die von den Unternehmen genutzten externen Finanzierungsformen – sowohl Eigen- als auch Fremdkapital –, wobei interne Cashflows und Gesellschafterkapital ausgeschlossen wurden. Zudem wurden das Interesse der Manager an einem Börsengang, die wahrgenommenen Vorteile, die geschätzten Kosten und der Zeitaufwand sowie die Gründe für die Unterentwicklung des Aktienmarkts in Deutschland erfragt. Schließlich wurde das Interesse an Reverse-IPOs untersucht, insbesondere im Hinblick auf deren Vorteile wie ein kürzerer, kostengünstigerer Prozess, der zudem keine Änderung der Rechtsform des Unternehmens erfordert.

Die Studie analysierte mehrere Hypothesen zur Erklärung der geringen Zahl von Reverse-IPOs in Deutschland und der daraus resultierenden Forschungslücke. Die erste Hypothese lautete, dass ein begrenztes Verständnis für Reverse Takeovers und Reverse-IPOs sowie deren Vorteile eine Ursache sein könnte. Dies wurde untersucht, indem beobachtet wurde, ob Teilnehmer, die zunächst kein Interesse an einem Börsengang hatten, nach Kenntnis der Vorteile eines Reverse-IPOs ihre Meinung änderten. Eine solche Meinungsänderung deutet auf einen Mangel an Wissen über die Vorteile dieses Verfahrens hin, der ihre ursprüngliche Zurückhaltung erklärt haben könnte.

Ein weiteres Indiz für ein Informationsdefizit zeigte sich bei einigen Teilnehmern, die die Umfrage ablehnten, da sie glaubten, ihr Unternehmen sei zu klein für einen Börsengang – ein Irrtum im Hinblick auf das Potenzial von Reverse Mergers, mittelständischen Unternehmen den Börsenzugang zu ermöglichen. Auch diese Reaktion lässt auf eine Wissenslücke über die möglichen Wege zum Börsengang schließen.

Die zweite Hypothese befasste sich mit der Möglichkeit, dass Manager generell nicht ausreichend daran interessiert sind, Reverse Takeovers als Mittel zum Börsengang zu nutzen. Dies wurde vor allem durch die Antworten jener Teilnehmer überprüft, die ursprünglich keinen Börsengang in Erwägung zogen und die spezifischen Vorteile von Reverse Mergers nicht als überzeugend empfanden.

Die dritte Hypothese schließlich betrachtete spezifische Gegebenheiten des deutschen Marktes, die Reverse-IPOs hemmen könnten. Diese wurde durch die Analyse der Gründe für die Unterentwicklung des deutschen Aktienmarktes untersucht, wobei insbesondere Rückmeldungen von Teilnehmern berücksichtigt wurden, die die übermäßige Regulierung als Hindernis für privatwirtschaftliche Börsengänge nannten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Umfrage sich Reverse-IPOs in Deutschland aus einer praxisnahen Perspektive näherte, indem sie deren Vorteile herausstellte und untersuchte, ob diese ausreichend überzeugend sind, um Manager privater Unternehmen für einen Börsengang zu gewinnen. Da die Bekanntheit von Reverse-IPOs in Deutschland nach wie vor gering ist, wurde das Thema in der Umfrage bewusst zurückhaltend eingeführt, um die Teilnahmebereitschaft nicht zu gefährden – gleichzeitig diente dies als Informationsquelle für die Teilnehmer. Die Analyse der Wahrnehmung dieser Vorteile durch die Manager liefert ein klareres Bild vom Potenzial von Reverse-IPOs in Deutschland und ihrer Attraktivität für Unternehmen, die bisher keinen Börsengang in Betracht gezogen haben. Dies trägt zum übergeordneten Ziel bei, privatwirtschaftliche Unternehmen zu identifizieren, die sich für einen Reverse-IPO eignen.

In der praktischen Studie wurde die Umfrage an 1.137 potenzielle Teilnehmer verschickt, die als Entscheidungsträger in Unternehmen identifiziert wurden, die grundsätzlich Interesse an einem Börsengang haben könnten. 242 dieser Einladungen konnten jedoch nicht zugestellt werden – etwa wegen inaktiver, falscher oder abgelehnter E-Mail-Adressen. Eine interessante Beobachtung ergab sich daraus, dass einige Empfänger aktiv per E-Mail mitteilten, nicht an der Umfrage teilnehmen zu wollen. Von den 36 Absagen gaben 7 Personen an, dass ihr Unternehmen ein mittelständisches Familienunternehmen sei, zu klein oder nicht in der Lage, einen Börsengang überhaupt in Betracht zu ziehen. Ein Teilnehmer stellte zudem ausdrücklich klar, dass für sein Unternehmen eine Umwandlung in eine AG kategorisch ausgeschlossen sei.

Es ist anzumerken, dass die Unternehmen vorab gefiltert wurden, um sicherzustellen, dass sie eine Größe aufweisen, die theoretisch mit einem Reverse-IPO vereinbar ist. Die Daten wurden auf mehreren Fachmessen in Deutschland erhoben – darunter die Hannover Messe, die Embedded World in Nürnberg sowie die Intersolar und die Analytica in München –, um auf die dort ausstellenden Unternehmen zuzugreifen. Das Hauptauswahlkriterium war, dass die Unternehmen zwischen 50 und 250 Mitarbeiter haben und in Deutschland oder Österreich ansässig sind, was dem typischen Profil von Reverse-IPO-Kandidaten entspricht.

Von den 1.137 versandten Einladungen wurden 895 erfolgreich zugestellt. Die Umfrage wurde digital über eine Software verbreitet, die die Anonymität der Teilnehmer sicherstellte. Die Angabe von Kontaktdaten war optional, jedoch wurden viele Eingabefelder nicht ausgefüllt. Von den 174 Personen, die den Umfragelink geöffnet hatten, haben nur 53 die Umfrage vollständig abgeschlossen, indem sie alle Pflichtfelder beantworteten. Die übrigen 121 haben den Link vermutlich aus Neugier geöffnet, jedoch keine Antworten eingetragen.

Neben dem digitalen Umfragelink erhielten die Teilnehmer auch ein digitales Umfragedokument, das sie manuell ausfüllen und per Scan und E-Mail oder per Post zurücksenden konnten. Von den 53 vollständigen Antworten kamen 47 über die Software, 6 wurden manuell ausgefüllt und per E-Mail übermittelt, und keine einzige wurde per Post zurückgeschickt.