Einschätzung der wahrscheinlich an die Börse gehenden Unternehmen

Die Umfrage bewertete zunächst das Interesse der Teilnehmenden an einem Börsengang, da das Hauptziel dieses praktischen Teils darin bestand, Unternehmen zu identifizieren, die sowohl bereit als auch geeignet sind, einen Reverse IPO durchzuführen. Unter den 53 Unternehmen, die den Fragebogen vollständig ausfüllten, äußerten 15 Unternehmen (28,3 %) ein grundsätzliches Interesse an einem Börsengang. Die Antworten dieser Unternehmen wurden im Anschluss genauer analysiert, um ihre Charakteristika besser zu verstehen.

Keines dieser 15 Unternehmen berichtete von einem negativen Wachstum im mittelfristigen Zeitraum. Fünf Unternehmen gaben ein mittelfristiges Wachstum zwischen 0 % und 10 % pro Jahr an, vier Unternehmen berichteten von 10 % bis 25 %, und sechs Unternehmen wiesen ein Wachstum von über 25 % jährlich aus. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl dieser Unternehmen betrug 130,8.

Zwölf der 15 Unternehmen verzeichneten im Geschäftsjahr 2023 einen positiven Cashflow. Zudem gaben neun Befragte an, dass sie ihr zukünftiges Wachstum aus interner Finanzierung, insbesondere aus dem laufenden Geschäft und den Cashflows, decken könnten.

Die Umfrage untersuchte auch die externen Finanzierungsquellen, die von den am Börsengang interessierten Unternehmen genutzt werden. Hinsichtlich der Fremdkapitalfinanzierung nannten 11 Unternehmen Bankfinanzierung, 2 Unternehmen Factoring, 7 Unternehmen Leasing, 1 Unternehmen die Ausgabe von Anleihen und 2 Unternehmen Mezzanine-Kapital. Ein Teilnehmer gab unter „Sonstige“ Wagniskapital als Finanzierungsquelle an. Bemerkenswert ist, dass nur zwei Unternehmen keine externen Fremdkapitalquellen nutzen.

Im Bereich der Eigenkapitalfinanzierung gab ein Unternehmen die Nutzung von öffentlichem Eigenkapital an, vier Unternehmen erhielten Private Equity, zwei nutzen Venture Capital und vier führten Private Placements durch. Keines der Unternehmen nutzte Mezzanine-Eigenkapital oder eine Börsennotierung. Sieben Unternehmen gaben an, keine externen Eigenkapitalquellen zur Finanzierung ihres Geschäfts zu nutzen.

Weiterhin wurde gefragt, welche Vorteile die Unternehmen dazu motivierten, über einen Börsengang nachzudenken. Zehn der 15 Unternehmen interessierten sich für die Möglichkeit, zusätzliches Eigenkapital aufzunehmen. Zwölf Unternehmen bewerteten die unkomplizierte Beteiligung von Mitarbeitenden und Führungskräften positiv, sieben sahen eine Verbesserung ihrer Bonität durch den Börsengang. Zudem wollten zehn Unternehmen ihre Markenbekanntheit, PR und Außenwirkung verbessern. Sechs Unternehmen zeigten sich interessiert an besseren Akquisitionsmöglichkeiten über den Einsatz von Aktien.

In Bezug auf die geschätzten Kosten eines Börsengangs gingen drei Befragte von unter 250.000 EUR aus, drei schätzten zwischen 250.000 und 500.000 EUR, sechs erwarteten Kosten zwischen 500.000 und 1.000.000 EUR, und drei Unternehmen rechneten mit Kosten über 1.000.000 EUR.

Hinsichtlich der geschätzten Dauer des Börsengangsprozesses ging keiner der Teilnehmenden von nur 3 Monaten aus. Ein Teilnehmer schätzte 6 Monate, zwei erwarteten 9 Monate, und die Mehrheit (12 von 15) ging von einer Dauer von 12 Monaten aus.

Die Umfrage untersuchte auch, welche Gründe aus Sicht der Befragten zur Unterentwicklung des deutschen Aktienmarkts beitragen. Von den 15 börseninteressierten Unternehmen nannten sechs ein geringes Interesse privater Investoren, fünf verwiesen auf die ausreichende Altersvorsorge durch das staatliche Rentensystem, und fünf sahen mangelndes Interesse wachstumsorientierter Unternehmen. Bemerkenswert ist, dass 10 von 15 Befragten die übermäßige Regulierung als mögliche Ursache für die Schwäche des deutschen Aktienmarkts angaben. Nur ein Unternehmen hielt einen Börsengang aufgrund der Attraktivität der Bankenlandschaft für unnötig, während sieben von 15 eine mögliche Fehllenkung privater Anlegergelder nannten.

Unter „Sonstige“ wurden weitere Gründe genannt, darunter die Besteuerung in Deutschland, die ein Befragter als negativen Einfluss auf die Börsenkultur ansah. Ein anderer nannte die in der deutschen Kultur verbreitete Risikoaversion, die Unternehmen davon abhalten könnte, neue Wege wie einen Börsengang zu beschreiten. Ein weiterer Punkt war die Berichtspflicht und der potenzielle Verlust unternehmerischer Unabhängigkeit.

Ebenso relevant wie die Unternehmen, die sich offen für einen Börsengang zeigten, sind die Teilnehmenden, die zunächst kein Interesse äußerten, aber nach Kenntnis der Vorteile von Reverse IPOs möglicherweise umdenken würden. Von den 38 ursprünglich desinteressierten Befragten gaben vier an, dass ein Börsengang für sie interessant sein könnte, wenn er in drei Monaten abgeschlossen werden könnte – ein Zeitrahmen, der bei einem Reverse IPO realistisch ist. Weitere vier Befragte sagten, ein Börsengang könnte attraktiv sein, wenn die Kosten unter 250.000 EUR lägen – was bei einem Reverse Merger ebenfalls möglich ist.

Der überzeugendste Faktor, der zunächst uninteressierte Unternehmen umstimmen könnte, war die Möglichkeit, die Rechtsform als GmbH oder GmbH & Co. KG beizubehalten. Überraschenderweise fanden 9 von 38 Befragten diese Option attraktiv.

Diese Erkenntnis ist vor dem Hintergrund der Vorteile von Reverse Takeovers besonders bedeutsam, da sie zeigt, dass der Verzicht auf eine Umwandlung der Rechtsform ein entscheidender Vorteil für deutsche Unternehmen sein kann. Insgesamt zehn Unternehmen bekundeten Interesse an mindestens einem Szenario, das die Besonderheiten eines Reverse Mergers beinhaltete – das entspricht 26,3 % der Unternehmen, die ursprünglich kein Interesse an einem Börsengang hatten.