Ein kostengünstigeres Verfahren

Neben der Zeitersparnis erfordert ein Reverse IPO auch weniger Kapital. Dies liegt daran, dass es im Vergleich zum klassischen IPO weniger Kostenquellen gibt – sowohl direkte als auch indirekte. [Ojha et al., 2013] merkt an, dass die Kosten eines Reverse Mergers im Allgemeinen geringer sind und vom Preis der Shell-Gesellschaft abhängen. Da dieser Prozess weniger formale Verfahren umfasst, kann er in den meisten Fällen für weniger als 2 Millionen US-Dollar abgeschlossen werden.

Wie bereits zuvor als Vorteil eines Reverse IPOs erwähnt, führen die geringeren Anforderungen an Offenlegung sowie die geringeren Ausgaben für Konsortialbanken und andere direkte und indirekte Kosten, die typischerweise bei einem klassischen Börsengang anfallen, dazu, dass ein Reverse Merger eine kostengünstigere Möglichkeit für ein privates Unternehmen darstellt, börsennotiert zu werden.

[Floros und Sapp, 2011] fassen zusammen, dass bei einem Reverse Merger weniger rechtliche Vorbereitung erforderlich ist, was zu geringeren Kosten führt. Sie schätzen, dass ein Reverse Merger typischerweise 200.000 bis 300.000 US-Dollar weniger kostet als ein klassischer IPO – ohne dabei die indirekten Kosten zu berücksichtigen, die bei IPOs anfallen, wie z. B. das Underpricing.

Die mit einem Reverse Merger verbundenen Kosteneinsparungen im Vergleich zu einem traditionellen IPO können somit für ein Unternehmen, das an die Börse gehen möchte, erheblich sein. Dieser Vorteil sollte bei der Bewertung verschiedener Wege in den öffentlichen Kapitalmarkt sorgfältig berücksichtigt werden. Eine vertiefte Analyse dieser Kostenvorteile folgt im Zusammenhang mit Börsengängen in Deutschland.

Laut [Bösl, 2004] entstehen die wesentlichen Kosteneinsparungen eines Reverse IPOs im Vergleich zu einem direkten IPO vor allem dadurch, dass hohe Bankprovisionen vermieden und die Ausgaben für Finanzkommunikation deutlich reduziert werden können. Diese beiden Posten stellen bei einem klassischen Börsengang typischerweise die größten Kostenfaktoren dar.

Bei einem klassischen IPO wird die Bankprovision als Prozentsatz des Emissionsvolumens berechnet. Im Gegensatz dazu erfolgt die Vergütung beim Reverse IPO in Form einer Pauschale. [Bösl, 2004] nennt als Beispiel, dass ein Börsengang über den Erwerb einer Mantelgesellschaft in Deutschland im Jahr 2004 bereits ab 50.000 EUR möglich war. Je nach Umfang und Komplexität des Reverse IPOs können die Kosten jedoch auf bis zu 100.000 EUR steigen.

Auch bei einem Reverse IPO ist eine aktive Kommunikation mit der Finanzgemeinschaft vor dem Listing erforderlich – selbst wenn keine Barkapitalerhöhung erfolgt. Einer der entscheidenden Vorteile eines Reverse IPOs bleibt jedoch die Kostenersparnis, insbesondere im Bereich der Finanzkommunikation, die im Vergleich zu einem direkten IPO mit einem geringeren finanziellen Aufwand verbunden ist. Dennoch ist es unerlässlich, das neu börsennotierte Unternehmen adäquat im Markt zu positionieren und Vertrauen in die „neuen“ Aktien aufzubauen. Andernfalls besteht die Gefahr erheblicher Kursverluste in den ersten Handelstagen.